Was sind Hormone?

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Hormone und ihre Geschichte

Der Begriff Hormon wurde 1905 von Ernest Starling geprägt. Hormone sind körpereigene Botenstoffe die eine Information an ihre Zielzellen übertragen. Hormone bildet der Körper immer selbst. Hormone im engeren Sinn werden in einer endokrinen Drüse (Schilddrüse = T3, T4, Nebennieren = Cortisol, Bauchspeicheldrüse = Insulin, Keimdrüsen = Östrogene, Progesteron usw.) gebildet und in den Blutkreislauf abgegeben, um in anderen Organen eine ganz besondere Wirkung zu erzielen (=glanduläre Hormone). Es gibt aber auch Hormone, die nicht in Hormondrüsen produziert werden. Dazu zählen z. B. Calcitriol, Erythropoietin und das atriale natriuretische Peptid, Neurohormone (Serotonin, Dopamin …) oder Gewebshormone (Histamin) nicht aus einer Hormondrüse freigesetzt werden. Neurohormone werden von Nervenzellen über den synaptischen Spalt abgegeben, um an den Nervenzellen ihre Wirkung zu entfalten. Die Freisetzung der Hormone ist individuell für jedes Hormon geregelt. Häufig werden Hormone in der Zelle gespeichert und nach Stimulation freigesetzt. Die Freisetzung erfolgt in der Nähe von Blutgefäßen, die viele kleine Fenster haben, durch die Hormone direkt ins Blut übergehen können. Diese Freisetzungsstimuli können z.B. Releasing-Hormone (GnRH, CRH …) aus dem Hypothalamus und Freisetzungshormone (FSH, TSH …) aus der Hypophyse, beides wichtige Zentren im Gehirn sein. Man spricht von der Hypothalamus-Hypophysen- Achse. Es besteht dabei jedoch ein „Feedback System“. So unterdrücken, zu viel Hormone im Körper, wiederum die Ausschüttung der Stimuli im Gehirn. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist deshalb das TSH sehr niedrig.

Geschlechtshormone und die Brust

Östrogene sind in der Brust für das Wachstum und die Verzweigung der Brustdrüsen zuständig. Progesteron für die Differenzierung und Reifung der Brustdrüsen vor allem während der Schwangerschaft und Stillzeit. Mit dem Absinken der Sexualhormone während des Wechsels bilden sich die Brustdrüsen um. Die Lobuli werden atrophisch, der Fettanteil der Brust steigt. Damit ist sie auch nicht mehr so prall und beginnt mehr zu hängen. In der Mammographie ist die Brust jetzt wegen ihrer geringeren Dichte besser zu beurteilen. Unter der Hormontherapie nimmt das Drüsengewebe wieder zu. Synthetische Hormone erhöhen jedoch das Brustkrebsrisiko wie die „Women ́s Health Initiative“ (WHI) für die dabei angewandten Hormone gezeigt hat. Damals wurden konjungierte Östrogene aus Pferdeurin und synthetische Gestagene verwendet. Die Kombination von transdermalem Östradiol mit mikronisiertem Progesteron ging in der E3N-Studie über acht Jahre nicht mit einem erhöhten Risiko einher. Manche Frauen klagen auch über Brustspannen (Mastodynie), vor allem kurz vor der Regel. Hier liegt meist eine Östrogendominanz bei zu rasch abfallendem oder zu niedrigem Progesteron vor. Hier kann eine transdermale (über die Haut) niedrige Progesterongabe vor der Regel sehr hilfreich sein.

Hormone und Kinderwunsch

Östrogene bereitet die Gebärmutter auf die Einnistung vor. Progesteron unterstützt die Östrogene dabei und ist das Hormon, das die Eizelle sich auch wirklich einnistet. Progesteron sichert und erhält die Schwangerschaft. Deshalb wird Progesteron bei Kinderwunsch und zur Prophylaxe bei wiederholten Früh- oder Fehlgeburten eingesetzt. Einen Versuch wert ist die Therapie mit Progesteron auch bei Patientinnen mit einem ungünstigen Verhältnis der Gonadotropine mit Überwiegen des luteinisierenden Hormons (LH) – wie beispielsweise einem Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCO). Progesteron stellt auch den Uterus „ruhig“ und hemmt Wehen der Gebärmutter.

Hormone und Stoffwechsel

Progesteron ist ein „stoffwechselneutrales“ Hormon. Anders als viele synthetische Gestagene, welche zu einer Störung des Glukosehaushalts, zu Gewichtszunahme, zu erhöhten Blutfetten, zu Thrombosen oder auch zu einer Aktivierung von Entzündungen führen können, verhält sich Progesteron neutral. Auch auf den Blutdruck hat Progesteron bei gesunden Menschen keinen Einfluss. Bei Hypertonikerinnen resultiert jedoch, dosisabhängig eine leichte Blutdrucksenkung. Sie wird vermittelt über die antagonistische Wirkung von Progesteron am Mineralokortikoid-Rezeptor.

Gibt man Hormone, so gilt der Grundsatz, die niedrigste wirksame Dosis zu wählen. Bei den Östrogenen verwendet man transdermale, niedrige Dosen um damit das Thromboserisiko deutlich zu senken. Wesentlich ist es dazu bioidentes Progesteron zu kombinieren, da die meisten synthetischen Gestagene das Risiko für Thrombosen und Gefäßerkrankungen erhöhen. So können sie den gefäßerweiternden Effekt der Östrogene verhindern. Progesteron wirkt auch hier neutral. Auch bei der Wirkung auf die Plasmalipide wird Progesteron als neutral eingestuft. Anders als bei einigen synthetischen Gestagenen fällt das HDL-Cholesterin (schützendes Cho) nicht ab.

Hormone und Blutdruck

Jüngere Frauen haben seltener eine Hypertonie als gleichalte Männer. Etwa ab dem 60. Lebensjahr kommt jedoch ein Bluthochdruck bei Frauen häufiger vor als bei Männern. Eine Hypertonie ist als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen und Hirninsulte anerkannt. Mikronisiertes Progesteron verhält sich bei gesunden postmenopausalen Frauen blutdruckneutral. Bei Hypertonikerinnen kommt es zu einer dosisabhängigen Blutdrucksenkung. Progesteron hat eine milde diuretische Wirkung. Synthetischen Gestagenen fehlt normalerweise die antimineralokortikoide Wirkung.

Hormone und Gewicht

Laut der „International Menopause Society“ nehmen Frauen im mittleren Lebensalter jährlich 0,5 kg zu. Die „Umschichtung“ des Fettgewebes von der Hüfte zur Taille führen die Experten auf den Abfall der Östrogene nach der Menopause zurück. In der dreijährigen randomisiert-kontrollierten PEPI- Studie stieg das Körpergewicht in der unbehandelten Kontrollgruppe nach 36 Monaten um 2,1 kg, in der reinen Östrogengruppe um 0,7 kg. Unter einer Hormontherapie nahmen die Frauen im Vergleich zur Placebogruppe weniger an Gewicht zu. Zudem wirkt sie der Verschiebung des Fetts in die viszeralen Depots entgegen, die sich langfristig in einem Wandel von der Birnen- zur Apfelform manifestiert. Dies erhöht das Risiko für Diabetes und Arteriosklerose.

Hormone und Osteoporose

Eine Hormontherapie vermindert das Risiko einer Osteoporose erheblich. Eine Antihormontherapie (bei Brust- und Prostatakrebs) erhöht das Risiko. Östrogene verhindern den Knochenabbau durch Osteoklasten. Die enge Verbindung von Progesteron mit der Knochendichte ist noch nicht völlig entschlüsselt. Der Vergleich von Zyklen mit Eisprung und ohne Eisprung bildet die Grundlage für die Beobachtung, dass höhere Progesteronspiegel eine verstärkte Knochenbildung und einen verminderten Knochenabbau bedingen. Eine Studie hat gezeigt, dass durch die alleinige Gabe von Östrogenen die Knochendichte um 1,3 % zugenommen hat.

Hormone und Nervensystem

Progesteron wirkt nicht nur auf die Geschlechtsorgane. Auch das Nervensystem ist ein wichtiges Zielorgan. Die Effekte sind vielfältig und reichen von angstlösender und sedierender Wirkung bis zum Schutz und der Regeneration der Nerven. Progesteron und seine neuroaktiven Metabolite modulieren viele Gehirnfunktionen. Insbesondere das Belohnungsverhalten, Stressreaktionen, Stimmung, Gedächtnis und die Empfänglichkeit für sexuelle Reize. Der sedierende Effekt von Progesteron ist bekannt. Die abendliche Gabe verkürzt die Einschlafzeiten und die Wachzeiten im ersten Drittel der Nachtruhe. Die sedierende und angstlösende Wirkung wird hauptsächlich über den Metaboliten Allopregnanolon vermittelt. Dieses Neurosteroid scheint auch für antidepressive und antipsychotische Effekte verantwortlich zu sein. Progesteron wird bei Stimmungsstörungen im Zusammenhang mit einem prämenstruellen (PMS) Syndrom oder bei Wochenbett-Depressionen eingesetzt. Die Wirkung wird dabei über agonistische oder modulierende Effekte am GABA-A-Benzodiazepin-Rezeptorkomplex entfaltet. Möglicherweise könnten sich dadurch ganz neue Therapieansätze bei Angststörungen, Depressionen oder anderen psychiatrischen Diagnosen herauskristallisieren.

Voraussetzung für diese Wirkungen von Progesteron im zentralen Nervensystem ist die Metabolisierung zu den neuroaktiven Metaboliten. Synthetische Gestagene können nicht zu solchen „Neurosteroiden“ umgewandelt werden. Diese neuroaktiven Metabolite sind im Visier der Forscher, welche nach verträglicheren Beruhigungsmitteln suchen. Sie erhoffen sich deutlich weniger unerwünschte Wirkungen als bei den herkömmlichen Mitteln. Erste Er- gebnisse sind positiv. Vom Progesteron abgeleitete Neurosteroide sind wichtige endogene Modulatoren der Stimmung. Sie stellen damit eine mögliche Basis für die Entwicklung neuer Medikamente gegen psychische Erkrankungen dar. Mehr als 180 Publikationen zur präklinischen Forschung beschreiben auch den positiven Effekt von Progesteron auf eine Vielzahl neuronaler Verletzungen. Auch bei degenerativen Prozessen scheint die nervenschützende Wirkung vorteilhaft. Intensiv klinisch beforscht wird derzeit der Einsatz von Progesteron in der Notfallmedizin. Bei der Akuttherapie des Schädel-Hirn-Traumas legen erste klinische Daten einen Überlebensvorteil und eine neurologische Verbesserung nahe – ohne negative Begleiteffekte.